Tuesday, October 24, 2006

1. Einheit

1. Begriffserläuterung
Die Bezeichnung „Kritische Theorie“ bezieht sich im Allgemeinen auf die kritische Theorie der Frankfurter Schule (1950er). Die Theorie sollte kritisch gegenüber der traditionellen Theorie sein, erst später bekam sie den Eigennamen „kritische Theorie“. Max Horkheimer und Theodor W. Adorno - beide an der Universität Frankfurt tätig – prägten diesen Begriff.

2. Entwicklung und Eigenschaften
Horkheimer: historisch lange Genese des Begriffs, vor allem im Prozeß der Herausbildung des Bürgertums in Europa. In dem Zusammenhang ausschlaggebend ist die Aufklärung (Säkularisierung des Wissens), vor allem der französische Materialismus. Der zweite wichtige Bezugspunkt der kritischen Theorie neben der Aufklärung ist Karl Marx. Die kritische Theorie ist also nicht auf den Zeitraum von 1920-1960 begrenzt.

• Die kritische Theorie ist herrschaftskritisch. (Herrschaft diesbezüglich von Menschen über Menschen und von Menschen über die Natur.) Ebenfalls ist die kritische Theorie immer im gesellschaftlichen Kontext zu sehen.
• Der Eingriff von Theoretikern in bestehende Systeme (also legitimierende oder kritische Werke, z. B. Hobbes) ist ein Element von klassischer Theorie. Insofern dient die klassische Theorie immer auch der Instrumentalisierung, indem ein status quo verteidigt wird, oder bestehende Verhältnisse kritisiert werden.
• Für Horkheimer war es wichtig, daß kritische Theorie nicht nur ein Themengebiet (etwa wie im 18. Jahrhundert in der Aufklärung die Kontroverse Naturwissenschaft vs. Kirche) zum Thema hat, sondern die Gesamtgesellschaft thematisiert wird.

3. Exkurs: Marx
Die traditionelle politische Ökonomie (seit dem 18. Jahrhundert) suchte nach allgemeinen Naturgesetzen der Ökonomie. Marx kritisierte diese Vorgangsweise der Verwandlung von marktwirtschaftlichen Gesetzen in Naturgesetze.

Für Marx kam die Ökonomie nie alleine, sie ist ein gesellschaftliches Verhältnis und steht mit anderen (etwa Familie, Recht, Politik, Kunst etc.) in Wechselwirkung.
Für Marx ist Freiheit und Gleichheit eine Grundvoraussetzung für Markt, alle müssen gleich sein (z.B. kein Kunde bevorzugt), keiner darf gezwungen werden (z.B. muß man freiwillig ein Produkt auswählen können).

Entscheidend ist, daß nach Marx die Ökonomie alle anderen gesellschaftlichen Teilbereiche beeinflußt, diese wechselwirken aber auch miteinander und vor allem auch auf die Ökonomie zurück.
Nach Marx müssen alle Sphären im Gesamten betrachtet werden, diese Erkenntnis des gesellschaftlichen Ganzen wird mit dem „Totalitätsanspruch“ bezeichnet.

4. Kritische Theorie im eigentlichen Sinn

4. 1 Gründung des Frankfurter Instituts
In den 1920ern wollte man sich nicht damit abfinden, an Universitäten keine eigenständige marxistische Forschung zu betreiben (nach dem 1. WK war die Linke in Europa recht stark). In ganz Europa setzten sich Wissenschaftler für Neuverteilung ein. Man wollte ein unabhängiges (etwa von Parteien) marxistisches Institut schaffen.

Die universitären Strukturen (Lehrende und Studenten) waren damals zum großteils sehr rechts, deswegen mußte das marxistische Institut außeruniversitär und unabhängig sein. Auch finanziell unabhängig – weshalb Felix Weil (jüdisch) eine wichtige Person, weil Sponsor, ist.

1923 wurde in Frankfurt a. M. das „Institut für Sozialforschung“ eingerichtet, der erste Direktor war Karl Grünberg. Ab 1930 war Max Horkheimer Direktor, weitere Leute am Institut waren unter anderen Adorno, Pollack, Erich Fromm, Marcuse. Diese Gruppe brachte die „Zeitschrift für Sozialforschung“ heraus.

1933, unmittelbar nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler, emigrierte Horkheimer, er wäre als Jude und Marxist sofort verfolgt worden. Im Laufe der Zeit emigrierte dann der Großteil der Gruppe in den Westen der USA. Nach dem Krieg kamen Horkheimer und Adorno nach Frankfurt zurück und 1949 begann der Wiederaufbau ihres Institutes.

0 Comments:

Post a Comment

<< Home